Nachgewiesene Arten.

 

Nach nunmehr 10 Jahren intensiver Beobachtungen liegt die Zahl der in den hier beschriebenen Biotopen nachgewiesenen Arten bei 96. Das sind immerhin über 70 % der in Baden-Württemberg vorkommenden und ca. 90 % der Arten, die hier überhaupt erwartet werden konnten. Und von denen müssen einige Species mittlerweile als nicht mehr nachweisbar eingestuft werden. Im Wanderfalterjahr 2003 konnte man Distelfalter und Wander-Gelbling in großen Stückzahlen beobachten. Aber auch den aus unserer Sicht sonst seltenen – trotzdem nur in die Vorwarnliste eingestuften – Blauen Eichen-Zipfelfalter (Qu. quercus) erlebten wir erstmals 2003 in Bad Bellingen (in den folgenden Jahren aber nicht mehr) in stattlicher Anzahl. Der extreme Frühling 2007 (früh und warm) wirkte sich primär auf die Phänologie aus : Hier können bei vielen Arten neue Werte für das Erstauftreten in der Saison konstatiert werden. Allerdings war die Schmetterlings-Saison auch früh am Ende : Schon Mitte August wurden überall nur noch Restbestände gefunden. 2009 erbrachte ein starkes Auftreten von Distelfalter und Wander-Gelbling.

 

Hinsichtlich der Artenbestimmung ausschließlich auf  Grund des visuellen Eindrucks muss eine gewisse Unsicherheit eingeräumt werden, die auch bei Unterstellung einer entsprechenden Erfahrung, Sorgfalt und Selbstkritik auf Seiten des Verfassers nur relativiert werden kann :  C. australis/hyale konnten nur nach der Umgebungsflora entschieden werden. Und ob  M. athalia neben M. parthenoides in Birndorf/Estelberg vorkommt, war allein aus der Falter-Beobachtung nicht sicher zu klären.

 

 

Istein

Bellingen/ Steinenstadt

Grißheim

Feuerbach/ Niedereggenen

Kaiserstuhl/ Liliental

Präg

Ibach

Birndorf/

Estelberg

Nachgewiesene Arten (ab 2000)

 51

   61

  59

  41

  69

  53

  49

 51

Arten der RL (BW)

   9

   13

  13

    3

  21

  15

  13

   7

Anzahl der Arten, die nur in diesem Biotop gesehen wurden

   -

    -

    1

    -

    6

    4

    5

   1

 

In einer Tabelle sind die Ergebnisse von regelmäßigen Begehungen in den Jahren 2000 bis 2009 halbquantitativ dargestellt, frühere Nachweise von Arten der Roten Liste (BRD + BW) wurden berücksichtigt.

Eine eingehende Betrachtung läßt die einmalige Bedeutung des Kaiserstuhls für Flora und Fauna und damit auch als Schmetterlings-Biotop hervortreten. Hinsichtlich der Vielzahl der Arten ist die Einbeziehung von Biotopen verschiedener Naturräume wesentlich. Der Schwarzwald ist mit zwei Biotopen vertreten. Die spezielle Moor-Fauna von Ibach drückt sich in der Anzahl der Arten aus, die nur in diesem unter den hier betrachteten Biotopen vorkommen.

Innerhalb des übergeordneten Naturraums Oberrheinisches Tiefland weist die Markgräfler Rheinebene auffallende Vorteile gegenüber dem Hügelland auf sowohl hinsichtlich der Artenzahl wie der wertvollen Arten der Roten Liste.

 

Bemerkenswert erscheint, dass

-         das Rotbraune Ochsenauge trotz der großen Individuenzahl, die in der Hauptflugzeit zu beobachten ist, auf die Rheinebene beschränkt ist. Schon der Kaiserstuhl wird nicht mehr besiedelt,

-         der Silbergrüne Bläuling, der in der Rheinebene zwischen Basel und Kaiserstuhl häufig und gemein ist,  in Grissheim eine auffallende Vorkommens-Lücke hat,

-         der früher „stark gefährdete“ Kurzschwänzige Bläuling als durchaus verbreitet angesehen werden kann. Dennoch dürfte er in der Vergangenheit wohl nicht übersehen oder verwechselt worden sein, sondern eher ein Beispiel für eine Art sein, die aus gewissen Veränderungen seiner Umgebung existentielle Vorteile gezogen hat.

-         der Grüne Zipfelfalter in allen Höhenlagen von der Rheinebene bis zu Schwarzwald-Höhenlagen von über 1000 m zu Hause ist,

-         das Weißbindige Wiesenvögelchen ebenfalls auf die Rheinebene beschränkt ist : Schon beim Anstieg zum Markgräfler Hügelland (Bellingen/Steingrube) wird es ebenso wie im Kaiserstuhl nicht mehr nachgewiesen,

 

Bei der Problematik der Häufigkeit/Seltenheit wird nicht immer klar, auf welchen Kriterien eine Einstufung beruht, wenn z.B. viele Jahre zurückliegende Nachweise oft gleichrangig mit aktuellen Funden behandelt werden, ohne dass ein – über einen bestimmten Zeitraum erfolgter – regelmäßiger Nachweis von einem Einzelfund unterschieden würde. Es ist unbefriedigend, dass Falter, die man fast nie zu Gesicht bekommt, obwohl sie kaum zu übersehen wären (Trauermantel, Großer Fuchs, Rundaugen-Mohrenfalter, Großer Schillerfalter) als mehr oder weniger gemein geführt werden, nur weil sie überall vorkommen könnten und auch überall irgendwann einmal gesehen worden sind !

Unsere Tabelle erlaubt, über die jeweiligen Nachweise der letzten 10 Jahre (geben Häufigkeit und Regelmäßigkeit wieder) und unter Berücksichtigung der Zahl der Biotope, in denen sie vorkommen (geben die Ansprüche an die Umgebung wieder), zu einer alternativen Einschätzung von Häufigkeit/Seltenheit zu gelangen, wobei manche „gemeine“ Arten bisweilen  zu Raritäten werden :

 

GEMEIN (8 Biotope, > 80 +) : Kleiner Kohlweißling, Grünader-Weißling, Aurorafalter, Hauhechel-Bläuling, Großes Ochsenauge, Schornsteinfeger, Schachbrett, Kleines Wiesenvögelchen, Rostfarbiger Dickkopffalter,  Zitronenfalter, Tintenfleck-Weißling, Waldbrettspiel, Tagpfauenauge, Distelfalter.

 

HÄUFIG (> 4 Biotope, > 50 +) : Schwalbenschwanz,  Baumweißling,  Admiral,  Kleiner Fuchs,  C-Falter,  Kleiner Eisvogel, Landkärtchen, Kaisermantel,  Magerrasen-Perlmutterfalter, Mauerfuchs, Kleiner Feuerfalter, Kleiner Sonnenröschen-Bläuling, Himmelblauer Bläuling, Kronwicken-Bläuling, Silbergrüner Bläuling, Himmelblauer Bläuling, Faulbaum-Bläuling, Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter, Braunkolbiger Braun-Dickkopffalter, Kronwicken-Dickkopffalter.

 

VERBREITET oder VEREINZELT, aber REGELMÄSSIG (> 4 Biotope, < 50 + bzw. < 5 Biotope, > 20 + ) : Großer Kohlweißling, Hufeisenklee-Gelbling, Wander-Gelbling, Großer Fuchs, Kleiner Perlmutterfalter, Großer Perlmutterfalter, Feuriger Perlmutterfalter, Braunfleckiger Perlmutterfalter, Baldrian-Scheckenfalter, Wachtelweizen-Scheckenfalter, Westlicher Scheckenfalter, Mädesüß-Perlmutterfalter, Brombeer-Perlmutterfalter, Blaukernauge, Weißer Waldportier, Rotbraunes Ochsenauge, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Weißbindiger Mohrenfalter, Gelbbindiger Mohrenfalter, Graubindiger Mohrenfalter, Kleiner Feuerfalter, Brauner Feuerfalter, Nierenfleck-Zipfelfalter, Grüner Zipfelfalter, Kreuzdorn-Zipfelfalter, Kurzschwänziger Bläuling, Rotklee-Bläuling, Graublauer Bläuling, Esparsetten-Bläuling, Argus-Bläuling, Komma-Dickkopffalter, Roter Würfel-Dickkopffalter, Kleiner Würfel-Dickkopffalter, Gelbwürfeliger Dickkopffalter.

 

SELTEN (< 5 Biotope, < 20 +) : Schlüsselblumen-Würfelfalter, Natterwurz-Perlmutterfalter, (Weißklee-Gelbling), Hochmoor-Gelbling, Großer Schillerfalter, Kleiner Schillerfalter, Mittlerer Perlmutterfalter, Hochmoor-Perlmutterfalter, Randring-Perlmutterfalter, Ockerbindiger Samtfalter, Braunauge, Lilagold-Feuerfalter, Blauer Eichen-Zipfelfalter, Ulmen-Zipfelfalter, Pflaumen-Zipfelfalter, Zwerg-Bläuling, Alexis-Bläuling, Schwarzfleckiger Ameisen-Bläuling, Roter Würfel-Dickkopffalter.

 

RARITÄT (1 Biotop, < 10 +) : Wegerich-Scheckenfalter, Goldener Scheckenfalter, Großer Waldportier, (Silberfleck-Perlmutterfalter), Roter Scheckenfalter, Gelbringfalter,  Dukaten-Feuerfalter,  Violetter Feuerfalter, Kleiner Schlehen-Zipfelfalter, Brauner Eichen-Zipfelfalter, Wundklee-Bläuling, Sonnenröschen-Würfel-Dickkopffalter.

 

Die Flugzeiten und die sich daraus ergebende Generationenzahl von Schmetterlingen sind in der Tabelle Phänologie nach Auswertung unserer Datenbank mit über 8000 Aufzeichnungen zusammengefasst.

 

Stand :  17.11.2010